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Glückauf-Kampfbahn

2.000 Brieftauben verkündeten nach alter Ruhrgebietssitte 1928 die Eröffnung der Glückauf-Kampfbahn in alle Welt. Sie ist eine wahre Kultstätte des Fußballs. Bis zu 70.000 Menschen schauten zu, wie Schalke in seinen Jubeljahren richtig aufdrehte, an die tausend Tore schoss und Kinder, die sich einen Platz auf dem Lattengebälk ergattern konnten, vibrieren ließen.

Natürlich ist das Stadion, das man am besten durch einen Seiteneingang betritt, in die Jahre gekommen. Auf den zumeist begrünten Stehrängen gibt es viele Stolperfallen inmitten von Unkraut und Gänseblümchen. Imposant sind aber nach wie vor Vorder- und Hinteransicht der alten Haupttribüne, die über breite Treppen von der Rückseite betreten wird. Ein bisschen staubig vielleicht und nicht für das Sonntagskleid geeignet, sind die Sitzbänke, aber trotzdem noch gut erhalten. An Spieltagen, wenn Jugend- oder Amateurteams auflaufen, gibt es provisorische Wurststände, das Flutlicht wirkt etwas matt und die Lautsprecheranlage knirscht. Man kann aber dennoch die Atmosphäre nachempfinden, die hier geherrscht hat, als Schalke 04 alles schwindelig spielte.

Unter Ahornbäumen lebt der Mythos Schalke bis heute weiter, noch immer wird das Stadion mit der ebenso historischen wie gut erhaltenen Tribüne für Amateur- und Jugendspiele genutzt. Mit der Glückauf-Kampfbahn, die nach dem alten Bergmannsgruß benannt ist, verbinden nicht nur Gelsenkirchener die Seele des hiesigen Fußball. An dieser Stätte wurde der fantastische „Schalker Kreisel“ gegründet und der Traditionsverein aus dem Herzen des Ruhrgebiets gewann mit seinen Ausnahmespielern Ernst Kuzorra und Fritz Szepan schon vor dem Zweiten Weltkrieg Titel in Serie.

50.000 Zuschauer fasste die Kampfbahn offiziell, 1931 sollen beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf sogar 70.000 Menschen da gewesen sein. Kinder saßen auf den Torpfosten, manche konnte auch die berittene Polizei nicht davon abbringen, auf dem Spielfeld zu stehen. Auch in der Folge kam es teilweise zu chaotischen Zuständen, wenn der Schalker Kreisel loslegte. Kuzorra, Szepan und Co. boten regelmäßig das, was man heutzutage als Fußballparty bezeichnen würde. Minutenlang wurde der Ball in den eigenen Reihen gehalten, ohne dass der Gegner den Hauch einer Chance hatte, überhaupt an das runde Leder zu gelangen.

Wenn der Mythos Schalke je eine Verkörperung erfahren hat, dann in Kuzorra, dem genialen Spielmacher und Torschützen einer Mannschaft, die zwischen 1934 und 1942 nicht weniger als sechs deutsche Meisterschaften gewann. Seine Erklärung für seinen legendären Torerfolg beim Endspiel 1934 ist denkbar knapp: „Ich wusste nicht, wohin mit dem Ball, da hab ich ihn einfach reingewichst.“ Die Eltern hatten ihm zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Fußballspielen verboten. Es fruchtete – wie man weiß – nicht viel. Sonst hätte die Schalker Torjäger-Legende nicht mehr als 1.000 Treffer für ihren Verein erzielen können.


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