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Musiktheater im Revier

Im MiR verschmelzen Architektur und Kunst: Das Musiktheater im Revier zählt zu den bedeutendsten Theaterbauten der Nachkriegszeit. Am 15. Dezember 1959 wurde der Komplex nach den Entwürfen der Architektengruppe Werner Ruhnau, Harald Deilmann, Ortwin Rave und Max von Hausen mit zwei Spielstätten - dem Großen und dem Kleinen Haus - eröffnet. Die damals wie heute hoch gelobte Integration von Architektur und bildender Kunst gibt dem Theater seinen unverwechselbaren Charakter.

Am 9. Mai 2010, dem Tag nach dem Finale in der Fußball-Bundesliga, feierte Schalke 04 im stilvollen Ambiente des Musiktheaters die Bundesliga-Vizemeisterschaft und den Einzug in die Champions League. Es war eine große Sause, auch wenn die zwischenzeitlich mögliche Meisterschaft – und der erste Meistertitel nach 1958 – mal wieder verpasst wurde. Zerstört hatte den Traum vom Titel ausgerechnet ein Schalker Junge. Mesut Özil, in Gelsenkirchen geboren, 2008 aber zu Werder Bremen verkauft, erzielte das 1:0 für Werder am 33. Spieltag auf Schalke. Werder siegte 2:0, Meister wurde der FC Bayern.

Özil, der im Alter von 21 Jahren dem deutschen Kader für die WM 2010 angehörte und ein Jahr zuvor U21-Europameister wurde, gilt dabei als Paradebeispiel für gelungene Integration. Özil ist dabei nicht allein, bei der U21-EM 2009 in Schweden war das deutsche Team gewissermaßen eine Weltauswahl. Bunte Republik Deutschland: Zur Stammelf der deutschen U21 zählten beim EM-Triumph gleich neun Spieler mit Migrationshintergrund; Jungprofis, deren Vorfahren nicht ausschließlich aus Deutschland kommen.

Vor dem 0:0 im EM-Auftaktspiel gegen Spanien sangen so nur Torwart Manuel Neuer und Abwehrchef Benedikt Höwedes die deutsche Hymne mit, die übrigen Akteure der Startformation hielten sich dezent zurück. Das mag nicht verwundern: Die Eltern von Mesut Özil stammen beispielsweise aus der Türkei, Marko Marin besitzt jugoslawische Ahnen, Kapitän Sami Khedira hat eine verwandtschaftliche Verbundenheit zu Tunesien, und Hoffenheims Andreas Beck wurde in Sibirien geboren. Wenn zwei Herzen in der Brust schlagen, entstehen nachvollziehbare innere Konflikte, sobald die Nationalhymnen erklingen.

Die Spieler beschäftigten sich allerdings kaum mit ihrer unterschiedlichen Herkunft. Auf dem Platz harmonierten sie ebenso wie in der Freizeit. „Für mich ist das überhaupt kein Thema, sondern der Normalzustand“, sagte Mittelfeldspieler Dennis Aogo. Schließlich verbindet sie ihr Aufwachsen in Deutschland, alle wurden entweder hier geboren oder kamen in jungen Jahren mit ihren Eltern in die neue Heimat. Aogo etwa wurde als Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter in Karlsruhe geboren und spielte seit der U16 mit anderen Migrantenkindern für Deutschland. „Vielleicht ist es eine Botschaft, die nicht nur für den Fußball, sondern für das Leben allgemein gilt: Zusammen kann man Großes schaffen“, sagte Aogo.

Unabhängig davon sei das Thema Nationalhymne zu behandeln. „Das ist eine persönliche Sache. Ich bin stolz, für mein Land zu spielen, auch wenn ich die Hymne nicht singe“, sagte Aogo. Dafür schmetterte ja Torhüter Manuel Neuer den Text umso lauter mit. „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets und kenne es schon aus der Schule, dass viele Nationen zusammen sind“, sagte der Gelsenkirchener. Schließlich kamen ja auch die Vereinsikonen Ernst Kuzorra und Fritz Szepan einst aus Polen in den Ruhrpott.


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