Alle Städte im Überblick

Zeche Zollverein und Ruhrmuseum

Kohle und Koks, das „schwarze Gold des Ruhrpotts“, wurden hier über ein Jahrhundert gefördert. Auch etliche große Fußballer arbeiteten einst unter Tage. Als die Schächte schlossen, entstand ein imposantes Kulturzentrum, in dem vieles an die historischen Wurzeln des heutigen Weltkulturerbes erinnert. Ein Besuch gehört zum Pflichtprogramm. (Foto: © Jochen Tack / Stiftung Zollverein)

Georg Melches, der ehemalige Präsident von Rot-Weiss Essen, brachte sogar „Kohle“ mit, als er 1951 im Casino der Zeche Zollverein mit dem Vorstand der Sportfreunde Katernberg über den angestrebten Wechsel von Torjäger Helmut Rahn verhandelte. Zum Gespräch baten die Parteien auch Rahn, der dem Transfer zustimmte und somit den Grundstein für seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft und den WM-Titelgewinn 1954 legte. Wie erzählt wird, erhielten die Katernberger die als unter der Hand gezahlte Wechselprämie von 7.000 Mark. Das Geld wurde in einen Sichtschutz am Stadion Lindenbruch investiert, um mehr Zuschauereinnahmen zu erlangen.

Die Geschichte der „schönsten Zeche der Welt", wie die Zeche Zollverein auch mit Stolz bezeichnet wird, beginnt nicht erst mit der Errichtung der typischen Architektur in den späten 1920er Jahren. Die historischen Wurzeln der Zeche Zollverein wurden bereits knapp 100 Jahre zuvor gelegt. Franz Haniel erwarb 1847 14 zusammenhängende Grubenfelder, die das Herz der Zeche bildeten. Hier schlummerte die Steinkohle, die mittelfristig als Energiematerial die Holzkohle ablösen sollte.

Schnell machten sich Arbeiter mit der sogenannten „Abteufung“ (Schachtbau) vertraut. 1849 war der erste Schacht fertiggestellt, kurz darauf begann die Kohle-Produktion. Über 256 Bergleute kamen damals schon auf eine Jahresfördermenge von rund 13.000 Tonnen. Das alles ging nicht ohne große Opfer vonstatten. Das medizinische Niveau war längst nicht so hoch wie heutzutage. Bergleute hatten eine relativ geringe Lebenserwartung, auch diverse Grubenunglücke gab es zu beklagen. Um die Kohle zu veredeln, wurde schon 1857 die erste Kokerei gebaut. Weitere Schachtanlagen kamen hinzu. Kurz nach der Jahrhundertwende waren bereits vier Schachtanlagen in Betrieb. Im Essener Norden war die Arbeiterschicht zu Hause. Schwarz vom Ruß und mit vom Stolz geschwellter Brust.

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Förderanlagen nahezu unverändert, soweit sie nicht von Bombardierungen betroffen waren. Später wurden jedoch vermehrt gewaltige Maschinen auch unter Tage zum Abbau der Kohle eingesetzt. Die durch technische Erneuerungen verbesserte Fördertechnik führte zu einer höheren Produktion. Um diese Mengen des „schwarzen Goldes“ ans Tageslicht zu bringen, musste ein gewaltiges Gerüst aus rund 200 Tonnen Stahl errichtet werden. In direkter Nachbarschaft der Zeche ging 1961 die Kokerei Zollverein in Betrieb. Auch in den folgenden Jahren wurden die Anlagen stets weiter modernisiert. Der Rohstoff spielte für die gesamte Region lange eine große Rolle. Das jähe Ende kam aber schneller als zunächst gedacht. Mit der Stilllegung am 23. Dezember 1986 wurde gleichzeitig das Geschichts-Kapitel des Bergbaus in Essen geschlossen. Der Strukturwandel machte auch vor Essen nicht halt, die Zeche Zollverein war die letzte Anlage ihrer Art.

Alle diese Geschichten werden bei den Führungen in der „schönsten Zeche der Welt“ erzählt. Auch der Besuch im Ruhr Museum lohnt sich. Als Regionalmuseum neuen Typus zeigt es in seiner Dauerausstellung die gesamte Natur- und Kulturgeschichte des Ruhrgebietes. Es versteht sich nicht als klassisches Industriemuseum, sondern als Gedächtnis und Schaufenster der neuen Metropole Ruhr.


Weitere Ausflugsziele