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Uhlenkrugstadion

Das Uhlenkrugstadion ist die Spielstätte des ETB Schwarz-Weiß Essen, der seit jeher als großer Ortsrivale von Rot-Weiss Essen gilt. Vor allem aber fand hier das erste Länderspiel auf Essener Boden statt. Am 23. Dezember 1951 schlug Deutschland Luxemburg mit 4:1. Im Kader standen drei Spieler, für die diese Begegnung im Uhlenkrugstadion einen rasanten Wechsel der Perspektive mit sich brachte: Helmut Rahn, Bernhard Termath und Willi Wewers. Die RWE-Spieler waren auf einmal nicht bei einem Auswärtsspiel, sondern hatten die Zuschauer bei einem Heimspiel hinter sich. Das motivierte enorm. Rahn, der spätere Hauptdarsteller des „Wunder von Bern“ schoss sein erstes Länderspieltor und gab anschließend sein erstes Interview als Nationalspieler in der Umkleidekabine des Lokalrivalen. Termath steuerte direkt zwei Treffer bei.

Für die Spieler des „roten“ Lokalrivalen war es ein besonderes Ereignis, auf „schwarzem“ Boden gefeiert zu werden. Denn RWE und ETB waren sich traditionell spinnefeind. Wahre Gesellschaftskämpfe entluden sich, wenn die viel beachteten Stadtderbys anstanden. Hier die „Roten“ aus dem Essener Norden, die sich als Arbeiterclub verstanden, dort die „Schwarzen“ vom nobleren Essener Süden, die abfällig als „Lackschuhe“ bezeichnet wurden. Mit den Jahren gestaltete sich die Atmosphäre allerdings entspannter.

So lernte beispielsweise der spätere Nationalkeeper Jens Lehmann am Uhlenkrug das Fußball spielen, wohlgemerkt auf dem Platz, nicht zwischen den Pfosten. Das kam erst später. Die größte Entwicklung aber nahm „Goldjunge“ Oliver Bierhoff, der aus dem ETB-Nachwuchs stammte und 1996 die deutsche Nationalmannschaft mit seinem unvergessenen „Golden Goal“ im Finale gegen Tschechien zum Gewinn der Europameisterschaft schoss. Es ist bezeichnend für Bierhoffs Herkunft, dass er stets als hochtalentiert galt, bei seinen Bundesliga-Clubs Uerdingen, Mönchengladbach und Hamburg den Durchbruch aber nicht schaffte. Über den Umweg Österreich landete der Essener Junge in Italien und dann auch endlich in der DFB-Nationalmannschaft.

Das Uhlenkrugstadion wurde 1922 eingeweiht. Es wurde durch Initiatives des Vereinsmitbegründers Max Ring mit vereinseigenen Mitteln unter Mithilfe vieler Spenden gebaut und stellte Essens erstes repräsentatives Stadion dar. 35.000 Menschen passten hinein und alle waren stolz auf das stählerne Herzstück des Stadions: Rund 2.000 Menschen fasste die Tribüne, die aus einer für damalige Verhältnisse revolutionären Eisenkonstruktion bestand. Viel Neid gab es in der Nachbarschaft, erst 1939 wurde das Stadion des Lokalrivalen Rot-Weiss offiziell eingeweiht. Fast zeitgleich wurde das Fassungsvermögen am Uhlenkrug sogar auf 45.000 Zuschauer aufgestockt.

Für Aufsehen sorgte schon damals eine zwischen Tribüne und Spielfeld gebaute Mauer, über die das Publikum in der ersten Reihe nur schauen konnte, wenn es die Hälse in die Höhe reckte. Im Volksmund hieß das Bauwerk „Klagemauer“, weil sich bei Niederlagen hier die alteingesessenen Zuschauer trafen und ihren Unmut Luft verschafften. Die Spieler auf dem Rasen bekamen jede Silbe mit.

Längst ist die ruhmreiche Zeit am Uhlenkrug vorbei. Als Talentschmiede ist das Stadion weiterhin bekannt, doch in der viertklassigen Oberliga Nordrhein verloren sich um die Jahrtausendwende nur selten vierstellige Besucherzahlen im altehrwürdigen Rund, das nichts von seinem architektonischen Charme verloren hat. Die „Lackschuhe“ werden trotzdem weiter geschnürt – und die F-Jugend-Duelle zwischen den „Roten“ und den „Schwarzen“ bleiben heiß umkämpft. Wie es heißt, fällt selbst für 10-jährige RWE-Spieler Weihnachten und Ostern auf einen Tag, wenn sie am Uhlenkrug gewinnen können. Und die Vereinsführung von Rot-Weiß Essen soll dann einen Extra-Kasten Orangen-Limonade spendieren.


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