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Tivoli

An keiner anderen Stelle fließen Fußball-Antike und gleißende Moderne so nahtlos ineinander über, wie am Aachener Tivoli. Über 80 Jahre war das 1928 eröffnete Tivoli-Stadion Inbegriff einer Kultarena. Enge und Nähe zum Spielgeschehen sowie ein begeisterungsfähiges und faires Publikum schafften eine „englische Atmosphäre“, die ihresgleichen in Deutschland suchte.

Und einer dieser Sitzplätze war für einen der Großen im deutschen Fußball reserviert: für Dr. h. c. Egidius Braun, den hoch geachteten Ehrenpräsidenten des DFB. Eigentlich im nahe gelegenen Stolberg zu Hause, schlug das Herz des DFB-Veteranen schon lange für die Elf aus der Kaiserstadt. Und die Heimspiele „seiner“ Alemannia verfolgte Dr. h. c. Egidius Braun im alten Tivoli-Stadion stets direkt neben dem Kabinengang – auf einem Klappstuhl, der einzig und allein ihm vorbehalten war. Ex-Bundestrainer Jupp Derwall hat hier ebenso seine Ballkünste vorgeführt wie Jupp Kapellmann, Branko Zebec, Torwart-Ass Gerd Prokop, Nationalmannschaftsmitglied Torsten Frings und viele andere.

Gleich nebenan liegt die Reinhold-Münzenberg-Kampfbahn, die 1969 diesen Namen erhalten hat – pünktlich zum 60. Geburtstag des gleichnamigen Alemannen-Idols. Und ein paar Meter weiter die Krefelder Straße hinauf steht das 2009 eröffnete Tivoli-Stadion mit 32.960 Plätzen, davon 11.681 Stehplätze. Zur Länderspielpremiere empfing die deutsche Nationalelf im Zuge ihrer WM-Vorbereitung im Mai 2010 Malta im neuen Stadion Tivoli.

Auf dem Tivoli entwickelte sich auch Reinhold Münzenberg zu einem der Größten seiner Zunft. Der „Öscher Jung“ bestritt als Verteidiger von Alemannia Aachen 41 Länderspiele und feierte den dritten Platz bei der WM 1934. Vor allem gehörte Münzenberg aber der „Breslau-Elf“ an. Die Mannschaft des damaligen Reichstrainers Sepp Herberger begründete ihren Mythos am 16. Mai 1937 durch einen 8:0-Erfolg in Breslau über Dänemark, blieb in zwölf Spielen hintereinander ungeschlagen und galt als designierter Weltmeister 1938.

Doch Reichskanzler Adolf Hitler stoppte das Team. Bei der WM in Frankreich durfte Deutschland nicht mit der Breslau-Elf antreten, weil Hitler nach dem Anschluss von Österreich an Deutschland bestimmte, eine gemischte Mannschaft antreten zu lassen. Die Auswahl des Deutschen Reichs scheiterte bereits im Achtelfinale an der Schweiz, auch Münzenberg fiel der Quote zum Opfer und musste zusehen.

Wie kaum ein anderer verkörperte Münzenberg Sportsgeist, Vereinstreue und eine positive Fußball-Verrücktheit. Aachen blieb er treu und wurde später sogar Präsident der Alemannia. Wichtig nahm sich der „Eiserne“ dabei aber nicht. „Jung, mach bloß kein Gedöns um mich“, pflegte er zu Lebzeiten stets zu sagen.


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