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Preussenstadion

Tradition braucht eine Heimat – und diese hat der SC Preußen Münster bereits 1926 an der Hammer Straße gefunden. Es war gewissermaßen eine Punktlandung, denn der feierliche Akt der Einweihung konnte am 13. Juni 1926, nahe an dem Datum des 20-jährigen Vereinsjubiläums, vollzogen werden. Der Rahmen des denkwürdigen Ereignisses gestaltete sich allerdings eher klein und bescheiden als groß und pompös. Den Münsteranern und insbesondere der Stadt als Geldgeber kam es eher auf die Zweckmäßigkeit an. Die Stadt hatte das Gelände erworben, 1250 Reichsmark betrug der jährliche Pachtzins, den der Verein im Zuge der Wirtschaftskrise schon 1930 nicht mehr zahlen konnte. „Eine bessere und zweckmäßigere Sportanlage konnte mit den beschränkten Mitteln nicht geschaffen werden“, sagte Oberbürgermeister Dr. Sperlich im Zuge der Eröffnung.

Dabei war das Preußenstadion von Beginn an „nur“ ein klassisches Erdwallstadion, das in eine Mulde gelegt war. 25.000 Zuschauer fanden hier Platz, als der Fußball laufen lernte und nebenan im Ruhrgebiet gerade die Nachbarn aus Schalke oder Essen in ihren größeren Heimstätten für volle Häuser sorgten. Im Münsterland hielten sich die Anhänger erst mal zurück, „ausverkauft“ konnte nur selten gemeldet werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es allerdings rapide aufwärts. In der Saison 1950/51 drangen die Preußen bis ins Finale um die Deutsche Meisterschaft vor und verzeichneten einen Zuschauerschnitt von 17.500. Das Fassungsvermögen wurde flugs auf 45.000 Plätze erweitert. Zudem erhielt die Tribüne eine Überdachung. 35.000 Zuschauer waren dabei, als Schalke 04 im Preußenstadion aufspielte, 32.000 kamen gegen Borussia Dortmund.

Die Blütezeit von Preußen Münster, immerhin 1963 Bundesliga-Gründungsmitglied, liegt schon lange zurück. Damals mischte Kultfußballer Fiffi Gerritzen, der Erfinder des Doppelpasses, die Liga im Preußenstadion auf. Als „100.000-Mark-Sturm“ gingen die Legenden Gerritzen, Adi Preißler sowie ihre Teamkollegen Rudi Schulz, Jupp Lamers und Siegfried Rachuba in die Fußball-Historie ein. Mit den Gehältern hatte diese Bezeichnung übrigens nichts zu tun. Vielmehr prägte ein Reporter diesen Begriff, um auszudrücken, wie wertvoll dieses Quintett war.

Als 16-Jähriger debütierte das Talent in der ersten Mannschaft des VfB Oldenburg, dann ging es ab zu den Fallschirmspringern. Seine Übungssprünge sollten sich später auszahlen, denn nach dem Krieg machte „Fiffi“ den Fallrückzieher in Deutschland salonfähig. Diese Kunst hatte er sich in der Wochenschau aus Spielberichten über die italienischen und spanischen Ligen abgeschaut und dann im Münsteraner Sand bis zur Erschöpfung geübt. „Das Abrollen kannte ich ja schon von der Fallschirmtruppe“, erzählte er.

Sein aus Münster stammender Vater riet ihm übrigens zu einem Wechsel zum SC Preußen und als dessen Vorstandsmitglied Josef Oevermann die Verhandlungen aufnahm, musste „Fiffi“ nicht lange überlegen. „Ich bin direkt abgehauen, Münster war prima“, meinte Gerritzen, der Oldenburg in einer Nacht- und Nebelaktion verließ. Angebote aus Nürnberg, Bremen und Hamburg, später sogar vom AC Turin schoss er sprichwörtlich in den Wind.

Es sollte der richtige Schritt sein. Nicht nur sein typischer Fallrückzieher begeisterte die Massen, gemeinsam mit seinem kongenialen Sturmpartner Alfred „Adi“ Preißler, der für zwei Jahre von Borussia Dortmund abgeworben wurde, galt „Fiffi“ auch als Erfinder des Doppelpasses. Damit war jede Abwehr zu knacken.


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